Und wann kommt der König?

Stadtschloss_Humboldt Forum
Der Wiederaufbau des Stadtschlosses Berlin als Humboldt-Forum ist seit 2013 die größte und zugleich umstrittentste Kulturbaustelle Deutschlands. Was ab 1950 nicht mehr sein durfte, soll nun wieder rekonstruiert werden – doch genau hier liegt das Problem! Wie viel an Neuinterpretation lässt dieser geschichtsträchtige Ort überhaupt noch zu und wie wird man der Vergangenheit gerecht? Ein „Altbau“ in neuem Gewand zwischen moderner Interpretation, Geschichtsheilung und Architekturdenkmal.
Friedrich II_Eisenzahn

Die Geschichte des Schlosses kann auch als geschichtlicher Umriss Berlins der letzten 500 Jahre gelesen werden. Revolutionen und gesellschaftliche Umbrüche lassen sich von Beginn an auch an der Schlossgeschichte ablesen. Den Anfang machte Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg, der im Gegensatz zu seinen Vorgängern die Doppelstadt Cölln und Berlin zu seiner Residenz wählte. Diese Region hatte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem wirtschaftlichen, wie auch politischen Zentrum der Mark Brandenburg entwickelt. Das Residenzschloss der Hohenzollern wurde 1443 im Auftrag der Marktgrafen und Kurfürsten von Brandenburg in Alt-Cölln, dem heutigen Ortsteil Mitte erbaut. Damals noch am Stadtrand gelegen, rückte es erst durch die Stadterweiterung zu Barockzeiten in den geographischen Mittelpunkt der Stadt. Dieses an der Stelle des späteren Schlüterhofes und dem Hof III erbaute Schloss hatte überwiegend die Funktion einer Wehranlage, über die, die an der Spree verlaufenden Handelswege kontrolliert werden konnten und übernahm somit eine zentrale Rolle im Aufstieg zur bedeutenden Großstadt. Im Gegensatz zu allen Nachfolgebauten ist das Aussehen des ersten Schlosses nicht überliefert worden.

Renaissancemodell_Stadtschloss Berlin

Kurfürst Joachim II. ließ die Schlossanlage abtragen und errichtete an ihrer Stelle einen Renaissancebau. Der Neubau wurde mit der ersten Berliner Domkirche verbunden, die dem Schlossherrn als Schlosskirche diente. Sie lag im Osten der Residenz, in etwa an der heutigen Einmündung der Breiten Straße in den Schlossplatz. Ende des 16. Jahrhunderts wurde auf Erlass von Kurfürst Johann Georg der Bau um einen Westflügel, sowie der nördlichen Hofapotheke erweitert.

Stadtschloss_Schlueterhof

Unter dem Kurfürsten Friedrich III. erfolgte der Ausbau des Schlosses zur Königsresidenz. 1699 erhielt Andreas Schlüter die Stelle als Bauleiter am Zeughaus und stieg noch im selben Jahr zum Schlossbaumeister auf. Er plante das Schloss zu einer Vierflügelanlage auszubauen, die aber letztlich nicht umgesetzt wurde. Er konnte nur den Flügel zum Lustgarten und zur Stadt, sowie den nach ihn später benannten Schlüterhof (siehe Abbildung) fertigstellen. Auf den Bau des Schlüterhofes folgte die Barockisierung der Fassaden, die Errichtung des Eosanderportals sowie die einiger repräsentativen Bauten im Westen. Dazu zählen unter anderem die Oper, die Bibliothek und die Hedwigskirche. Weiters gehen die Planungen, den Münzturm des Schlosses bis auf eine Höhe von 94 Metern aufzustocken und diesen mit einem Glockenspiel auszustatten, auf Entwürfe Schlüters zurück. Unglücklicherweise erwiesen sich für dieses Vorhaben die Fundamente als unzureichend dimensioniert und somit für den nichtbindigen Untergrund als nicht ausreichend tragfähig. Nach mehreren Versuchen mit Eisenarmierungen musste der Turm aus statischen Gründen wieder abgetragen werden und Schlüter wurde in weiterer Folge als Hofbaumeister abgesetzt.

Stadtschloss_Schloßfreiheit

Da sich Friedrich Wilhelm von Brandenburg mehr Leben am Schloss wünschte, wies er 1671 per Erlass die Bebauung am Spree-Ufer an. Nur ein Jahr später wurden insgesamt zehn Häuser als Schloßfreiheit erbaut, deren Errichtung sich wegen des sumpfigen Untergrundes als sehr kostspielig herausstellte. Darum gewährte Wilhelm den Bewohnern der Schloßfreiheit mehrere Freiheiten: Dazu zählten die Befreiungen von Grundzins, vom Wachdienst, von militärischen Einquartierungen sowie die Gewerbefreiheit. Die Gebäude wurden mehrmals erweitert und verändert, bestanden aber bis ins 19. Jahrhundert.

Stadtschloss_Eosanderportal

Ebenfalls bis ins 19. Jahrhundert führte einzig die hölzerne Hundebrücke Richtung Westen zu den neuen Prachtbauten Unter den Linden. Als 1824 Schinkels repräsentative Brücke zum Schloss fertig wurde und ab 1854 die weithin sichtbare Kuppel den Westflügel des Schlosses krönte, war die große Drehung des Schlosses nach Westen hin vollzogen.

Wilhelm_I_Nationaldenkmal

Dem Kaiser Wilhelm II. missfielen die relativ kleinen Bürgerhäuser der Schloßfreiheit, die den freien Blick auf das Schloss verstellten, und ließ diese 1894 abreißen. Anstelle der Bürgerhäuser wurde seinem Großvater zu Ehren das Kaiser-Wilhelm I. – Nationaldenkmal errichtet.
Das Zentrum zum 21 Meter hohen Monument bildete ein neun Meter hohes Reiterstandbild mit Wilhelm I. und der Genius des Friedens. Aus nördlicher Richtung des Reiterdenkmals gesehen gab es einen eigenen Zugang zum Spree-Kanal, dessen noch vorhandener Anlegersteg in der Vergangenheit vermutlich für Schleppkähne Verwendung fand. Die gesamte Denkmalanlage stand auf einem erhöhten Unterbau aus poliertem, roten Wirbogranit aus Schweden. Die Reiterstatue wurde von einer ionischen Säulengalerie, den Kolonnaden, eingefasst, die mit einem Eckpavillon auf jeder Seite abschlossen. Neben dem Reiterstandbild und den Kolonnaden zierte die Anlage noch allerlei Beiwerk: Dazu gehörten 19 halbnackte Frauen, 22 Männer, 12 Kinder, 21 Pferde, 2 Ochsen, 8 Schafe, 4 Löwen, 16 Fledermäuse und weitere Tiere. Viele Berliner verliehen dem Denkmal daher den spöttischen Namen „Zoo von Wilhelm zwo„. Obwohl im Gegensatz zum Stadtschloss das Denkmal den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet überstanden hatte, wurde es 1950 ebenfalls zur Gänze abgetragen. Einzig der Denkmalsockel blieb bis heute erhalten und soll in Zukunft das neue Denkmal tragen.

Ruine Stadtschloss_Berlin

Die barocke Periode des Schlosses währte etwa 250 Jahre. Während dieser Zeit diente das Gebäude als Zentrale des Deutschen Kaiserreichs und beherbergte zahlreiche Prunksäle. In der Zeit der Weimarer Republik gelangte das Schloss in Staatseigentum und diente fortan als Kunstgewerbemuseum. Bislang weitestgehend vom Kriegsgeschehen verschont, endete am 3. Februar 1945 die über 500 Jahre währende Geschichte des Schlosses, als ein Großfeuer infolge mehrerer Bombentreffer rasch den Großteil der Trakte erfasste und die wertvollen Inneneinrichtungen der Prunkräume zerstörte. Einzig der Nordwestflügel mit dem Weißen Saal und der Großteil der Gebäudefassaden blieben weitestgehend erhalten.
Obwohl Karl Bonatz, der ab Dezember 1946 im demokratisch gewählten Magistrat Ostrowski tätig war, sich für einen Wiederaufbau des Schlosses einsetzte, entschied sich nur wenige Jahre später die SED auf dem III. Parteitag, die Schlossruine zu sprengen und durch den Palast der Republik zu ersetzen. Die Restfläche sollte fortan als Fest- und Aufmarschplatz, sowie als Parkplatz (Marx-Engels-Platz) dienen. Diese Vernichtung von Kulturgut wurde weltweit heftig kritisiert und ist mitunter ein weiterer Grund für die raschen Wiederaufbaupläne nach 1990, obwohl die enormen Kosten sowie geschichtliche Altlasten durchaus ernstzunehmende Kritikpunkte sind.

Bau_Palast_der_Republik

Bis zur 1. Mai Feier 1951 war der Platz geebnet und mit rotem Ziegelsplitt bedeckt. Ab 1973 wurde nach den Plänen von Heinz Graffunder am Platz des ehemaligen Schlosses, hin zum nordöstlichen Arm der Spree, der Palast der Republik errichtet und dieser nach 32-monatiger Bauzeit im Jahre 1976 eröffnet. Er war Sitz der Volkskammer und beherbergte eine Vielzahl an Veranstaltungsräumen.
Fast 5.000 Tonnen Spritzasbest – das entspricht etwa 720 Tonnen Reinasbest – wurden auf die Stahlkonstruktion aufgebracht. Nur wenige Jahrzehnte ein großes Sanierungs- und Recyclingproblem, aber in den 70ern ein international übliches Verfahren, um einen ausreichenden Brandschutz zu gewährleisten.

Entkernung_Palast_der_Republik

Bereits kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands war klar, dass auch in der ehemaligen DDR die Europäischen und Bundesdeutschen Arbeitsschutz- und Gesundheitsnormen zur Anwendung kommen würden. Vor diesem Hintergrund hatte man ab 1990 das Gebäude wegen krebserregender Asbestfasern in Einbauten geschlossen und zwischen den Jahren 1997 und 2007 von diesen befreit. Da zuvor das gesamte Gebäude bis auf das Beton- und Stahlskelett zu entkernen war, ließ man sich vorerst noch beide Optionen – Abriss oder Sanierung – offen. Ebenfalls nach der Wende erfolgten archäologische Grabungen, die Teile der Schlossfundamente und Kellerbereiche zutage brachten. Zusätzlich errichtete Schautafeln erläuterten den Besuchern die einzelnen Funktionen der Räume und Einrichtungen, wie als Beispiel die technische Beschaffenheit der Fußbodenheizungen.

Wann_kommt_der_Koenig

Die Nachnutzung des Areals mit dem Palast der Republik war angesichts ihrer zentralen Lage in der Stadt und der geschichtlichen Bedeutung Gegenstand intensiver Diskussionen. Die Befürworter erkannten darin eine wohl einmalige Chance, die historische Mitte Berlins zu rekonstruieren und durchaus als legitim, die entkernte, architektonisch eher wenig anspruchslose Architektur der Abrissbirne freizugeben. Nach unzähligen Diskussionen, Kundgebungen von Gegnern und Befürwortern des Neubaus, einer Protestaktion von Gregor Gysi und einer Klärung, ob der Palast im Sinne des Denkmalschutzes als besonders schützenswert zu erachten sei, gab letztendlich der Deutsche Bundestag das Gebäude zum Abriss frei.

Abbruch_Palast_der_Republik

Ab dem 6. Februar 2006 wurde das Gebäude mit insgesamt fünf Kränen rückgebaut. Die Abrissarbeiten sollten eigentlich bereits Mitte 2007 abgeschlossen sein, verzögerten sich jedoch um mehr als ein Jahr. Bei den Abbrucharbeiten durch die beauftragten Firmen wurden an mehreren Stellen weitere Asbestreste entdeckt, die zuvor noch aufwendig zu beseitigen waren. Als Zwischenlösung bis zum tatsächlichen Baubeginn des Humboldt – Forums angedacht, wurde nach Abschluss der Abrissarbeiten das erhaltene Kellerbecken mit Sand zugeschüttet und anschließend begrünt. Interessanter Fakt am Rande: Ein Teil des demontierten Stahls wurde eingeschmolzen und nur kurze Zeit später für den Bau des Burj Kalifa in Dubai wiederverwendet.

Karte_Schloss_Berlin

Der Palast der Republik war Geschichte und mehrere Jahrhunderte deutscher Geschichte zu einer Rasenfläche nivelliert. Und danach kam erstmal nichts! Bereits 2010 hat der Haushaltsausschuss des Bundestages etwa 590 Millionen Euro für den Wiederaufbau des Schlosses bewilligt, aber den anvisierten Baubeginn infolge des auferlegten Sparkurses der Bundesregierung um drei Jahre, auf mindestens 2014 verschoben. Viele deuteten dies bereits als Ende des monumentalen Bauvorhabens. Inmitten der Krise mussten erstmals die Banken gerettet werden, bevor man sich der Rettung deutscher Kultur bemühte. Dabei stand es um die Kunstwerke außereuropäischer Kulturen aus preußischer Zeit mindestens genauso schlecht, wie um die europäische Wirtschaft: Die Depots mit Tausenden unwiederbringlichen Schätzen konnten wegen der DDT-Verseuchung nur noch mit Schutzanzügen betreten werden und in den ohnehin viel zu kleinen Ausstellungsräumen lief bereits das Wasser die Wände herunter. Allein 2010 mussten rund zwölf Millionen Euro für die Instandhaltung der Kunstobjekte aufgebracht werden, um zumindest die allernötigsten Sicherungsmaßnahmen durchführen zu können. Momentan wird zeitgleich mit der Schlossrekonstruktion auch ein neues Depot in Potsdam gebaut.

Bau_Schloss_Berlin

Mit dem Stichtag des 12. Juni 2013 erfolgte durch den damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck die Grundsteinlegung zum Berliner Schloss – Humboldt-Forum. Der Neubau des Architekten Franco Stella ist eine Rekonstruktion nach historischem Vorbild, die in zeitgemäßer Materialiensprache umgesetzt wird. Die Tragstruktur als Stahlbetonskelett, das nach Abschluss der Rohbauarbeiten eher an ein Parkhaus als an ein barockes Schloss erinnerte, wurde ab 2016 mit Ziegeln und Zierelementen aus Sandstein verblendet, um für den Betrachter von außen dem Bild einer Architektursprache aus barocker Zeit zu entsprechen. Nach innen hin soll der hochmoderne Mehrzweckbau die preußischen Sammlungen außereuropäischer Kulturen vereinigen und die Museumsinsel ergänzen. Ein neuer Inhalt, der sich im historischen Gewand präsentiert.

Ostfassade

Ausgerechnet dort, wo sich die ältesten Schlossgebäude den Bürgerstädten zuwandten, nivelliert der Architekt des Neubaus die Schlossgeschichte zu einer grauen Betonwand. Dort wird für das alltägliche Leben der Berliner Platz geschaffen und sich mehrere Cafés ansiedeln. Von einem Denkmal des italienischen Architekten oder sogar einer Reichskanzlei 2.0 wird vielfach geredet, sobald die Fassade zur Spree ins Gespräch kommt. Ein Gebäudeabschluss im Norden, als würde dieser nicht Teil des Gebäudes sein. Ein Stilbruch inmitten der Zierelemente aus Sandstein. Plattenarchitektur in Verbindung mit Barock des 18. Jahrhunderts – eine Mischung, die für die Befürworter erst recht den Reiz dieses Gebäudes ausmacht. Bei einem Gebäude der Jahrhunderte sollte auch Platz für die Moderne sein.
War der Wiederaufbau der Frauenkirche durch die Eingliederung originaler Bruchsteine in die neu erschaffene Tragstruktur aus Sandstein noch echte Handwerkskunst, wird das Berliner Schloss ähnlich zum Potsdamer Stadtschloss oder dem Braunschweiger Schloss nur von außen an die historische Vergangenheit erinnern – und auch das nur an drei der vier Fassadenseiten. Außen das historische Stadtschloss, innen ein hochmodernes Humboldt-Forum.

Fassadenkonstruktion_Detail

Anders als der Rohbau sollten die gesamten Kosten für die Fassaden(re-)konstruktion vom Förderverein Berliner Schloss getragen werden. Schätzungen gehen von etwa 105 Millionen Euro aus. Noch 2010, nur wenige Jahre vor dem ursprünglich angedachten Baubeginn herrschte in den politischen Lagern große Uneinigkeit, ob das Schloss nun tatsächlich gebaut werden soll, oder nicht. Auch in einer Umfrage unter den Bürgern Berlins fanden sich nur wenige, die vom Wiederaufbau als Humboldt-Forum tatsächlich überzeugt waren. In Hinblick auf die Notwendigkeit der Teilfinanzierung durch Spenden ein nicht zu ignorierendes Hindernis. Wie soll man jemanden überzeugen, eine Geldspende zu tätigen, wenn dieser generell gegen das Projekt ist? Die Spendenfreudigkeit konnte sich im Laufe der letzten Jahre stark steigern, wie auch die Zustimmung zum Projekt allgemein, wenn auch viele der kritischen Stimmen selbst nach sieben Jahren nicht verstummt sind. Das festgelegte Spendenziel tatsächlich zu erreichen erscheint mit jedem Tag realistischer zu werden. Insgesamt konnten bis Anfang April 2017 über 81 Millionen Euro an Spenden aufgebracht werden.
Um das Engagement der Spender zu ehren, werden alle Namen, die 50 Euro oder mehr gespendet haben, per großer elektronischer Deckenprojektion im Durchgang des Kuppelportals genannt. Hunderte von Spendernamen können somit für jeden sichtbar werden. Großspender sollen gut ersichtlich auf repräsentativen Namenstafeln an besonders stark frequentierten Orten des Humboldt-Forums genannt werden. Spenden über eine Million Euro werden zusätzlich besonders geehrt: Unter Berücksichtigung individueller Wünsche ist eine Namensgebung eines Saals oder repräsentativen Raumes denkbar.
Möchtest auch du den Wiederaufbau der Schlossfassaden unterstützen? Schon viele kleine Beträge konnten bislang Großartiges bewirken. Hier geht’s zur offiziellen Seite des Fördervereins Berliner Schloss e. V.

Humboldt_Forum_Agora

Ab 2019 soll das Humboldt-Forum die Sammlungen der außereuropäischen Kunst der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beherbergen. Die große Eingangshalle (Agora) des Gebäudekomplexes soll mit themenübergreifenden Veranstaltungen bespielt werden und als Publikumsmagnet wirken. Über einen fest installierten Medienturm wird der Besucher vorweg über aktuelle Ausstellungen informiert werden. Zusätzlich soll dieser Bereich die medizinischen Sammlungen von Rudolf Virchov beherbergen und eine dem Thema zugeschnittene Büchersammlung der Zentral- und Landesbibliothek Berlins dem Publikum zugänglich machen. Im zweiten Stock widmet man sich den Kulturen Ozeaniens, Amerikas und Afrikas und im Dritten der Asiens. Die momentan im Depot gelagerte Sammlung außereuropäischer Kulturen umfasst etwa 500.000 Artefakte und Kunstwerke.

Breite_Straße_Lustgarten

Abgesehen von fix bespielten Ausstellungsräumen, wird das Humboldt-Forum viel mehr als ein Museum sein. Der Schlüterhof mit seinen drei nach historischem Vorbild rekonstruierten Fassaden wird in Zukunft wieder als Kulisse für Open Air Veranstaltungen dienen und im neu geschaffenen Auditorium werden Veranstaltungen für bis zu 500 Besucher möglich sein. Anders als das historische Vorbild wird das Schlossforum zum Durchgang zwischen Breite Straße und Lustgarten in klarer, moderner Formensprache umgesetzt. Besonders hier lässt sich bereits jetzt die Außenraumwirkung für zukünftige Besucher am besten nachempfinden.

Schlueterhof_Veranstaltung


Das Stadtschloss galt als die Mitte der Stadt und der Schlüterhof mit seinen Hauptsteigen als Mittelpunkt des Schlosses. Aber warum? Die Architektur des Schlüterhofes ist eine Assoziation der antiken Kaiserforen. Diese Plätze Roms bildeten den Mittelpunkt, in einer Zeit, in der sich die Stadt als das Zentrum der westlichen Welt verstand. Auch auf den Kaiserforen waren diese zentralen Bauten von Kolonnaden eingefasst, die im Beispiel des Schlüterhofes zu besonderen Anlässen als Zuschauerlogen gedient haben könnten. Diese Gebäude galten in der Antike nicht nur als Herrschaftszentren und geheiligte Orte, sondern wurden im Rahmen von Festen und Feierlichkeiten als Kulissen, Bühnen und Logen verwendet, um sich und die Stadt zu inszenieren.

Einbau_Portal_V

Auch wenn der Wiederaufbau dem Architekturstil des Historismus aus dem 19. Jahrhundert entspricht, wurden möglichst viele historische Anknüpfungspunkte geschaffen.
Im Portal IV zur Lustgartenseite wurde der Grundstein eingemauert. Er trägt die Jahreszahl 1443, die die Grundsteinlegung des kurfürstlichen Schlosses markiert, sowie die Zahl 2013, das Jahr des Wiederaufbaus als Humboldt-Forum. Daneben befindet sich ein Stein aus dem im Jahr 1950 gesprengten Schlosses. Dieser trägt noch die Markierung der roten Ölfarbe, mit der er von den Sprengmeistern vor dem Abbruch markiert wurde. Viele erhaltene Überreste von vor 1950 gibt es leider nicht mehr, aber es werden so viele wie möglich wieder in den Neubau eingefügt. Dazu zählen auch mehrere Skulpturen, die vor der Zerstörungswut der SED-Funktionäre gerettet werden konnten und man jetzt wieder in das Gebäude integriert. Unter anderem betrifft dies das Kapitell im Foyer von Portal III, dass als Einziges vollständig erhalten blieb.

Liebknecht_Portal_Staatsratsgebäude

Als einziges größeres Gebäudeteil des ehemaligen Stadtschlosses blieb bis heute das ehemalige Portal IV (Karl-Liebknecht-Portal) erhalten, das 1963 in das Staatsratsgebäude der DDR eingebaut wurde. Um die Öffentlichkeit zu beruhigen, wurden kurz vor der Sprengung des Stadtschlosses mehrere plastische Arbeiten und Architekturteile geborgen und auch teilweise archivarisch dokumentiert. Die Gebäudeteile wurden auf einem Lagerplatz zwischengelagert und später auf anderen öffentlichen Plätzen oder privaten Häusern wieder aufgestellt. Nur ganz besonders wertvolle Skulpturen, wie die barocken Sandsteinfiguren Schlüters wurden gerettet und landeten im Museum. Diese sind neben den historischen Fotoaufnahmen, die wichtigsten Quellen für die Replika aus Sandstein für den Wiederaufbau. Die restlichen Schuttmassen des Schlosses wurden zerkleinert und an mehreren Orten Berlins vergraben oder zu Trümmerbergen aufgeschüttet.

Modell_Humboldt_Forum

Damit die verbliebene Fläche um das Schloss nicht erneut zur Pflastersteinwüste verkommt und eher an eine Miniaturausgabe des DDR-Aufmarschplatzes erinnert, anstatt zur städtebaulichen Aufwertung der Schlossumgebung zu werden, gilt es nach wie vor über die zukünftige Platzgestaltung zu entscheiden. Ist im Siegerprojekt eine Bepflasterung im Granit nordisch gelb-grau und mit nur vereinzelten Grünbeeten zur Auflockerung geplant, zeigte man sich im Abgeordnetenhaus darüber wenig erfreut. Sie fordern, die Platzgestaltung im Hinblick auf Aufenthaltsqualitäten nochmals zu überdenken. Gefürchtet wird, dass ein 38.000 m² großer versiegelter freier Platz im Winter für reichlich kalten Luftzug sorgen wird und an heißen Sommertagen einen längeren Aufenthalt auf dem Kopfsteinpflaster unerträglich macht. Der Förderverein Berliner Schloss e. V. fordert diesbezüglich mehr Grünflächen und den Platz mit historischen Elementen zu schmücken. Der Senat wiederum stellt etwaigen Diskussionen einen Riegel vor. Für sie gibt es keine adäquate Alternative, solange städteplanerische Maßnahmen aus dem 21. Jahrhundert zu berücksichtigen sind. Dazu zählen unter anderem eine allgemeine Barrierefreiheit und eine Feuerwehrzufahrt, die eben nicht über Rasenbeete führen kann. Betrachtet man die Umgebung des Domes und der Museen etwas genauer, wird man unweigerlich feststellen müssen, dass auch dort nicht alles von Barrieren frei ist, wie es beim Schloss gefordert wird. Sollte an diesen Orten tatsächlich Barrierefreiheit herrschen, dann ist sie zumindest schön im Ensemble versteckt. Warum ist eine ähnliche Selbstverständlichkeit beim Schloss nicht möglich? Auch der angrenzende Lustgarten war zu DDR-Zeiten eine versiegelte Fläche und erst durch den Rückbau zum Grünraum zu einer Fläche mit hohem Aufenthaltspotential geworden, der an warmen Sommertagen mitunter durchaus stark frequentiert wird. Wegen dieser Qualitäten und nicht aufgrund eines auferlegten Paragraphenzwanges, steht die Museumsinsel unter dem Schutz der UNESCO und präsentiert sich dem Besucher in seiner heutigen Schönheit.

Neptunbrunnen

Wie bereits jetzt ein Blick in das Innere des Humboldt-Forums zeigt, wird nicht das originale Bauwerk nachgebaut, sondern ein Ensemble nach dem Vorbild des Originals. Zu diesem zählt auch der Neptunbrunnen von 1891, der seinerzeit vom Schloßplatz vor dem Portal II abgebaut – und vor dem Roten Rathaus wieder Stein für Stein zusammengesetzt wurde. Als Nabel Berlins (Nullpunkt) geschaffen, wurde er durch die Versetzung an anderen Ort seiner ursprünglichen Bedeutung beraubt. Erst am Originalplatz wird für den Besucher die direkte Verbindung zwischen den Brunnen als Nullpunkt und der Fassade erlebbar. Ähnlich zum Nullpunkt Roms beim Triumphbogen des Septimius Severus, von dem aus die Meilen in das Römische Reich gemessen wurden, entwickelte sich vom Neptunbrunnen aus, das preußische Meilensystem. Dessen noch immer überall sichtbare Meilensteine messen ihre Entfernung immer von diesem Nullpunkt aus. Auch wenn für eine Übersiedelung des Neptunbrunnens an den Originalstandort die angrenzende Straße zuerst noch verschmälert werden müsste, steht hier der Wille einer Vervollständigung des historischen Ensembles über den städtebaulichen Anforderungen – zumindest zum momentanen Zeitpunkt.

Das_Nationale_Freiheits_und_Einheitsdenkmal

Die „Bürgerwippe“, die als wippende Schüssel vor dem Eosanderportal den Mut und die Zivilcourage der DDR-Bürger zur Einheit würdigen sollte, war nach einer voraussichtlichen Kostensteigerung von elf auf 14,6 Millionen Euro eigentlich schon vom Tisch und die Befürworter der Rekonstruktion eines Gesamtensembles konnten abermals neue Hoffnung schöpfen.
Für viele bedeutet die Rekonstruktion des Kaiser-Wilhelm Denkmals mitsamt der Kolonnaden nicht nur die Heilung der historischen Mitte Berlins, sondern eine umfassende Wiederherstellung des geschichtlichen Kontextes. Die Architektur der Kolonnaden wurde zwar nicht mit dem Eosanderportal gemeinsam geplant, aber in Stil und Anordnung exakt darauf ausgerichtet und ist daher für viele Befürworter mit der Schlossarchitektur untrennbar verbunden. Und nun soll doch (wieder) alles ganz anders kommen: Erst im Februar dieses Jahres wurde nach langem Hin und Her entschieden, das Einheitsdenkmal zu verwirklichen und pünktlich zum 30. Jahrestag der Revolution von 1989 zu eröffnen. Die Zeichen stehen abermals auf ungewiss, forderten Promis doch bereits 1998 in einem offenen Brief zum zehnten Jahrestag der Revolution ein Einheitsdenkmal zu errichten. Das Projekt wurde bereits vor fast zehn Jahren genehmigt, aber bisher nicht verwirklicht. Etwas süffisant könnte man es mit den damals von Helmut Kohl versprochenen „blühenden Landschaften im Osten“ vergleichen: Die Jahre sind ins Land gezogen, aber der Osten wartet noch immer darauf.

Wenn weiterhin alle Terminpläne ohne größere Verzögerungen eingehalten werden können, wird mit dem 14. September 2019 nicht nur die Mitte Berlins wiederhergestellt sein, sondern auch ein Stück deutscher Geschichte wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren.
Um sich auch als Nichtberliner ein Bild des aktuellen Baufortschrittes (letzter Stand: März 2017) machen zu können, folgt abschließend ein kurzer Zeitrafferfilm.

Ist es nun eine Rekonstruktion des Stadtschlosses unter einem anderen Namen, um das Bauvorhaben in unserer heutigen Zeit zu legitimieren, oder doch etwas gänzlich Neues? Oder wird es erst mit einem Kaiser oder König zu einem echten Schloss und ist somit als Museumsneubau zu sehen?
Das Schloss wird mit modernen Materialien erbaut, aber ein historisches Antlitz erhalten. Aber ist das überhaupt noch zeitgemäß oder läuft man hier einem geschichtlichen Versäumnis hinterher, das sowieso durch keine Maßnahme mehr wettzumachen ist?
Wie weit soll eine Rekonstruktion gehen und wo hört diese auf? Ist mit den Fassaden schon alles erledigt, oder gehört dazu doch noch viel mehr? Vielleicht ein Neptunbrunnen, ein Nationaldenkmal mitsamt den Kolonnaden oder sogar ein Nachbau der künstlerisch gestalteten Innenräume?
Wie ist deine Meinung dazu? Bin wie immer auf eure zahlreichen Antworten gespannt und verbleibe wieder bis zum nächsten Mal auf Facebook oder hier in den Kommentaren.

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Weiterführende Links:

Quellenangaben:
Titelbild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin_Stadtschloss_1920er.jpg, https://images.contentful.com/74pdx9dpsku1/mzIHZvnQk00C422AeCIaw/c85c61529475fc4ce40fe45edea39375/SHF_Portal3_Foto_Stephan_Falk_300916.jpg Copyright SHF/Humboldt Forum (10.04.2017, 21:54) – Gegenüberstellung altes Stadtschloss und neues Humboldt-Forum im Bau. (Bild wurde in Photoshop bearbeitet).

 

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Friedrich_II_300f.jpg (10.04.2017, 22:10) – Bild von Friedrich II. aus dem Buch „Geschichtsbilder“ von 1896 (Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dom_Berlin_Stadtschlossminiatur.jpg (10.04.2017, 22:15) – Miniaturmodell des Berliner Stadtschlosses während der Rennaissance (Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stadtschloss_schlueterhof_1.jpg (10.04.2017, 22:17) – Gemälde des Schlüterhofes von Eduard Gärtner (1801-1877) – Öl auf Leinwand (Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin_Stadtschloss.jpg (10.04.2017, 22:26) – Bild des Berliner Schlosses mit der Schloßfreiheit nach 1853 (Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin_Stadtschloss_1920er.jpg (10.04.2017, 22:29) – Postkarte des Berliner Stadtschlosses aus den 1920er Jahren (Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://commons.wikimedia.org/ wiki/File:Berlin_Nationaldenkmal_Kaiser_Wilhelm_1900.jpg (10.04.2017, 22:30)  Originalquelle: Album von Berlin; Globus Verlag, Berlin 1904. – Das Kaiser Wilhelm I. Nationaldenkmal (Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fotothek_df_pk_0000180_048.jpg (10.04.2017, 22:34) – Ruine des Stadtschlosses Berlin. (Originaltitel: Auf Berliner Straßen. Zwischen 1945 und 1946. (Bildgröße in Photoshop angepasst). Fotograph: Abraham Pisarek. ID-Nr.: df_pk_0000180_048)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bundesarchiv_Bild_183-P0402-003,_Berlin,_Palast_der_Republik,_Bau.jpg (10.04.2017, 22:38) – Bau des Palast der Republik. (Fotograph: Peter Heinz Junge.) Bild wurde am 2. April 1975 aufgenommen (Bildgröße in Photoshop angepasst). ID-Nr.: ADN-ZB Junge 2.4.75     bzw.     Bild 183-P0402-003)
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Palast_der_Republik_%E2%80%93_detail.jpg (10.04.2017, 22:43) – Entkernung des Palastes der Republik (Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Stoppt_den_Palastabriss_Koenig_140106.JPG (10.04.2017, 22:46) – Protestaktion gegen den Abriss des Palastes der Republik am 14. Jänner 2006 (Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin_palast_der_republik_rueckbau_schlossplatz_2008_04_24.jpg (10.04.2017, 23:00) Abriss Palast der Republik. (Bildgröße in Photoshop angepasst). Autor: Sir James
https://www.google.at/maps/place/Schloss+Berlin/@52.5171677,13.4004538,17z/data=!4m5!3m4!1s0x47a851df1aff53eb:0x7c1c9f9055789ad1!8m2!3d52.5171366!4d13.4014, https://imgur.com/JRkl0ZY, https://i.imgur.com/e1vMzCV.jpg, https://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Schloss#/media/File:Mittlere-berliner-spreeinsel.png (11.04.2017, 00:01) – Karte von Berlin mit dem alten Stadtschloss, dem Palast der Republik und dem neuen Humboldt-Forum.(Bildgröße in Photoshop angepasst).
https://miesmagazin.files.wordpress.com/2016/03/img_6498.jpg (11.04.2017, 00:06) – Bau des Schloss Berlin – Fassaden (Bildgröße in Photoshop angepasst). (Der Dank gilt Arian vom Mies.Magazin (www.miesmagazin.tv) der mir freundlicherweise dieses Bild zur freien Verfügung gestellt hat.
https://images.contentful.com/74pdx9dpsku1/6v1nnJT9XUeCoAG424Ue0G/1ddc5d8891b5bbda485dc145720ac704/Ostfassade.jpg (11.04.2017, 00:10) – Grafik der Süd-Ostfassade des zukünftigen Humboldt-Forums. (Bildgröße in Photoshop angepasst). Copyright: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss (SHF) / Architekt Franco Stella mit FS HUF PG
https://images.contentful.com/74pdx9dpsku1/6pEYznkj4ccQ8M6OUCQeOS/8bc756b6e983a60617b85f5a876d0173/SHF_Eckkartusche_Foto_Marco_Urban.jpg (11.04.2017, 00:15) – Eckkartusche. (Bildgröße in Photoshop angepasst). Copyright SHF / Marco Urban
https://images.contentful.com/74pdx9dpsku1/t9bS6dlXtAAogmuWoe8sI/a128dfa23c7ed47f1f031656c98e7c11/20140324_HUF_HSA_foyer_bild1-tag.jpg (11.04.2017, 00:17) – Grafik des zukünftigen Foyes. (Bildgröße in Photoshop angepasst). Copyright: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss (SHF) / Architekt Franco Stella mit FS HUF PG
https://images.contentful.com/74pdx9dpsku1/2rYBGXwO1GYsIyyK8omCII/eaa6be530b3aec5dfa7ef7c3a2bc598d/SHF_Passage_Foto_Stephan_Falk_270916.jpg (11.04.2017, 00:19) – Blick in den Durchgang zwischen Breite Straße und Lustgarten. (Bildgröße in Photoshop angepasst). Copyright SHF / Stephan Falk
https://images.contentful.com/74pdx9dpsku1/NO9GzwIT4GeWiCaQ8QqWI/b202cfb5745dc7a83c96b63444cbb6aa/20150107Schluterhof.jpg (11.04.2017, 00:22) – Grafik des zukünftigen Schlüterhofes während einer Veranstaltung (Bildgröße in Photoshop angepasst). Copyright: Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss (SHF) / Architekt Franco Stella mit FS HUF PG
https://images.contentful.com/74pdx9dpsku1/PiOLHJpReuk2oQai0EY08/a46aeb8f9e8af70a6683a299bc55d5cd/SHF_Einbau_Hermen_PT5_Foto_Stephan_Falk_20161121_DSC0408.jpg (11.04.2017, 00:24) – Einbau Hermen am Portal V. (Bildgröße in Photoshop angepasst). Copyright SHF / Stephan Falk
https://de.wikipedia.org/wiki/Staatsratsgeb%C3%A4ude#/media/File:State_Council_building_in_Berlin.jpg (11.04.2017, 00:26) – Blick auf die Fassade des Staatsratsgebäudes mit dem Eosanderportal (Bildgröße in Photoshop angepasst). Copyright: BY-SA 3.0
https://images.contentful.com/74pdx9dpsku1/NO9GzwIT4GeWiCaQ8QqWI/b202cfb5745dc7a83c96b63444cbb6aa/20150107Schluterhof.jpg (11.04.2017, 00:30) – Modell des Humboldt Forums im Berliner Schloss (Bildgröße in Photoshop angepasst). Fototgraph: Jean-Pierre Dalbéra.
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin_-_Neptunbrunnen_-_um_1900.jpg (11.04.2017, 00:33) – Neptunbrunnen vor dem alten Standort, dem Berliner Schloss (Bildgröße in Photoshop angepasst). ID-Nr.: LC-DIG-ppmsca-00334
https://de.wikipedia.org/wiki/Freiheits-_und_Einheitsdenkmal#/media/File:Das_Nationale_Freiheits_und_Einheitsdenkmal.jpg (11.04.2017, 00:36) – Grafik des überarbeiteten Freiheitsdenkmals vor dem Berliner Schloss (Bildgröße in Photoshop angepasst). Copyright: BY-SA 3.0
 
Berliner Zeitung: Kurzer geschichtlicher Überblick zum Stadtschloss Berlin. (11.04.2017, 00:45) – Deutsch
Wikipedia-Artikel zum Palast der Republik. (11.04.2017, 00:46) – Deutsch
Rbb-Online: Artikel zur Idee das Kaiser-Wilhelm I. Denkmal mit den Kolonnaden zu Rekonstruieren, nachdem das Einheitsdenkmal (angeblich) gescheitert war. (11.04.2017, 00:48) – Deutsch
Youtube-Mothersdirt: Zeitrafferfilm über den Bau des Berliner Schlosses (Stand März 2017). (11.04.2017, 00:50) – Deutsch
Welt.de: Artikel von 2010, als die Wiederaufbaupläne vorerst gescheitert waren. (11.04.2017, 00:52) – Deutsch
Berliner-Zeitung: Bericht zur Rekonstruktion der Barockfassaden und Zierelemente. Copyright: 2017 (11.04.2017, 00:53) – Deutsch
Welt.de: Artikel aus dem Jahre 2010 über die Pläne, den Baustart des Schlosses um mehrere Jahre zu verschieben (11.04.2017, 00:55) – Deutsch
Wikipedia-Artikel zur Schloßfreiheit. (11.04.2017, 00:57) – Deutsch
Youtube.com: Kurzer Bericht über die Diskussion um die zukünftige Platzgestaltung vor dem Humboldt-Forum. (11.04.2017, 00:58) – Deutsch
Skyscrapercity.com: Gutes Diskussionsforum zum Bau des neuen Schloss Berlin als Humboldt-Forum. (11.04.2017, 01:00) – Deutsch
Berliner Schloss.de: Die „Bundeswippe“ kommt doch! (Artikel aus 2017) (11.04.2017, 01:02) – Deutsch
Berliner Extrablatt Nr. 86 (11.04.2017, 01:03) – Deutsch
Wikipedia-Artikel zum Staatsratsgebäude mit dem Eosanderportal. (11.04.2017, 01:03) – Deutsch
Wikipedia-Artikel zum Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal. (11.04.2017, 01:04) – Deutsch
Wikipedia-Artikel zum Berliner Schloss. (11.04.2017, 01:05) – Deutsch
Wikipedia-Artikel zum Humboldtforum. (11.04.2017, 01:05) – Deutsch
Berliner Seiten: Neuer Inhalt im historischen Gewand. (11.04.2017, 01:08) – Deutsch

Nach Olympia kamen die Bomben

1984 wurden mit Sarajevo zum erst zweiten Mal nach 1980 in Moskau, die olympischen Winterspiele in einem kommunistischen Land ausgetragen. Heute, mehr als 30 Jahre später ist der Vielvölkerstaat längst Geschichte – genauso wie der Traum von Olympia. Was nicht durch Bomben zerstört wurde, stemmt sich als mahnendes Denkmal und Symbol der Hoffnung  gegen die Witterung.
Sarajvo 1984 Logo

Es gibt drei historische Ereignisse, die Sarajevo bekannt machten. Während das Attentat von 1914 an den Thronfolger Österreich-Ungarns und die Belagerung der Stadt im Zuge des Bosnienkrieges zwischen 1992 und 1995 für Tod und Gewalt sorgten, verkörpert das dritte Ereignis den denkbar friedlichsten Gedanken und ließ selbst verfeindete Nationen des kalten Krieges im Sport wieder näher zusammen kommen.

Tom Sandberg

Während die Olympioniken wie der Norweger Tom Sandberg in der Skisprungarena noch bejubelt wurden, vergingen gerade einmal acht Jahre bis…

Sarajevo_Mine

… die olympischen Sportstätten von einst von Gefechtstruppen der bosnischen Serben im Zuge des Bürgerkrieges besetzt wurden. Der Berg Trebević diente den Streitkräften der Republika Srpska während der Belagerung Sarajevos als Artilleriestellung. Da die Berghänge einen idealen Blick auf die umliegende Stadt boten, waren diese besonders hart umkämpft und sind noch bis heute mit tausenden Minen übersät.

Bob-Bahn_Sarajevo

Zuerst im Krieg zerstört, dann vom Wald überwuchert – Die fast 1,3 Kilometer lange Bobbahn auf dem Berg Trebević führt heute durch einen von geborstenen und Einschusslöcher übersäten Betonkanal zu einer zerbombten Zuschauerarena. Wo Zuschauer die Strecke säumten und den mutigen Athleten auf ihren waghalsigen Ritt durch die Wälder bejubelten, hat die Natur mittlerweile den Platz zurückerobert, der ihr genommen wurde.

Bob-Bahn_Sarajevo_Ziel

Der Zieleinlauf diente damals als Kulisse für den überwältigenden Doppelgold-Erfolg der DDR im Zweier- und Viererbob. Heute ist er ein beliebtes Ziel für Fotografen und Grafitti-Sprayer.

Sprungschanze_Sarajevo

1984 gewann hier  der deutsche Jens Weißflog Gold im Parallelstil. Von den Skisprungschanzen auf dem Berg Igman sind nach dem Krieg nur noch Betonskelette übrig geblieben. Am 10. März 2010 wurden auf einer Pressekonferenz Entwürfe zur Rekonstruktion der Schanzen mit Tribünen für bis zu 50.000 Zuseher und einem Panorama-Restaurant vorgestellt. Die Kosten sollen sich schätzungsweise auf sieben bis zehn Millionen Euro belaufen.

Skisprungschanzenturm

Von dieser Kabine aus beobachteten die Sprungrichter die Skisprungbewerbe auf dem Berg Igman. Der Aussichtsturm ist seit den Gefechten der 90er Jahre verwüstet.

Sarajevo_Siegerehrung

Genau an dieser Stelle wurden die Schifahrer mit ihren Medaillen geehrt. Im Zuge des Bosnienkrieges richteten hier die Erschießungskommandos der Armee zahlreiche Gefangene hin. Die Einschusslöcher sowie die zerschossenen Olympiaringe des ehemaligen Siegerpodestes wurden mittlerweile saniert. Seither dient das Denkmal als beliebtes Fotosujet für Touristen.

Sports Complex_Sarajevo_zerstört

Die Olympiahalle Zetra (auch Zetra-Arena genannt) war ein Eisstadion, in dem die olympischen Eisschnelllauf- und Eiskunstlaufbewerbe durchgeführt wurden. 1992 in Folge eines Bombardements beinahe vollständig zerstört, wurde das Gebäude in den Kriegsjahren als Leichenhalle sowie Lagerhalle für Medizin und Hilfsgüter benutzt. Die Holzsitze der Tribünen wurden zum Bau der Särge der getöteten Zivilisten verwendet. Das Gelände um die Halle verwandelte sich zum Gräberfeld.

Sports Complex_Sarajevo_neu

Nach Ende des Krieges wurde festgestellt, dass die vorhandenen Fundamente der Sporthalle noch intakt waren, sodass 1997 die SFOR mit der Rekonstruktion des Gebäudes begann. Heute dient die Halle für eine Vielzahl an Veranstaltungen,  jedoch nicht mehr für den Eissport. Hierfür wurde in unmittelbarer Nähe eine eigene Eisfläche als überdachte Traglufthalle errichtet. Vor der Olympiahalle befindet sich heute eine großflächig angelegte Grab- und Gedenkstätte.

Wolf_Sarajevo

Sarajewouuu“ heulte das Maskottchen Vučko im Werbespot zu den Spielen 1984. Der Anblick der Ruinen bringt nicht nur ihn zum Heulen.

Station_Sarajevo

Von diesem Häuschen auf einer der Bergstationen Sarajevos aus, konnten die Athleten mit der Gondel ins Tal fahren. Heute lässt kaum noch etwas auf die ursprüngliche Nutzung schließen.

Hotel_Sarajevo1

Das olympische Hotel von Ignaz: 1984 wurden hier die Olympioniken untergebracht und ab 1992 zu einem Gefangenenlager umfunktioniert, in dem gefoltert und gemordet wurde.

Hotel_Sarajevo2

Was nicht im Krieg zerstört wurde, holt sich langsam die Natur zurück. Ein Betongerippe, das sich noch höchstens selbst trägt, sind nicht selten die letzten Überreste. Ein Wiederaufbau ist nicht nur eine Frage der Finanzierung, sondern vor allem die der zahlreichen versteckten Blindgänger. Ein Schicksal, dass dieses ehemalige Hotel mit den meisten Bauten der Sportstätte teilt.

Mahnmal_Sarajevo

Die olympischen Sportstätten sind weit mehr als nur Zeugnisse glücklicher Zeiten. Kriegsdenkmäler wie dieses im Skizentrum von Ignaz erinnern an die bosnischen Soldaten, die während des Bürgerkrieges in den Jahren 1992 bis 1995 auf den Hügeln Sarajevos ihr Leben ließen.

Während Sarajevo bis 1992 als Austragungsort zahlreicher internationaler Sportveranstaltungen genutzt wurde, liegt das viel jüngere Olympiagelände von Sotschi bereits heute brach. Es scheint sich, wenn auch aus völlig anderen Gründen, das Bild von verlassenen und verfallenen Olympia-Sportstätten zu wiederholen. Nicht aus Gründen bewaffneter Konflikte, sondern aus Überdimensionalität, Misswirtschaft und fehlender Nachnutzungskonzepte.

Heute noch eine Ausnahme, aber bald schon Alltag? – Wie kann man die erbaute Gigantomanie zukünftiger Großveranstaltungen nachträglich nutzen? Oder ist Sotschi gar nur der Anfang? Seit 2010 gibt es Pläne, die Hügel um Sarajevo von den Minen zu säubern und die zerstörten Skisprunganlagen zu erneuern. Wie sollte man eurer Meinung mit dem Erbe des Krieges umgehen? Als Mahnmal an den Krieg belassen oder einen Neustart wagen? Sarajevo in zehn Jahren – ein Ort der Trauer oder der Freude? Schreibt mir eure Meinungen und Eindrücke in die Kommentare!


Weiterführende Links:

Quellenangaben:
Titelbild: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Olympische_Winterspiele_1984#/media/Datei%3ASarajevo_Olympic_Symbol.jpg (22.05.2016, 07:07) – Zerschossenes Siegerpodest Sarajevo 1984.

 

http://www.vice.com/de/read/von-den-winterspielen-1984-in-sarajevo-sind-nur-noch-ruinen-uebrig (22.05.2016, 07:09) – Logo der olympischen Spiele v. Sarajevo in der gleichnamigen Stadt.
http://m.welt.de/vermischtes/article121333557/Die-lebensgefaehrlichen-Reste-von-Olympia-1984.html (22.05.2016, 07:11) – Umjubelter Tom Sandberg in der Schisprungarena.
http://www.vice.com/de/read/von-den-winterspielen-1984-in-sarajevo-sind-nur-noch-ruinen-uebrig (22.05.2016, 07:15) – Vorsicht Minen!
http://yomadic.com/sarajevo-bobsled-track/ (22.05.2016, 07:16) – Ruinen der olympischen Bobbahn.
http://www.vice.com/de/read/von-den-winterspielen-1984-in-sarajevo-sind-nur-noch-ruinen-uebrig (22.05.2016, 07:18) – Zieleinlauf der olympischen Bobbahn von 1984.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/olympia-1984-ruinen-der-spiele-in-sarajewo-fotostrecke-111047.html (22.05.2016, 07:19) – Ruinen der großen und kleinen Sprungschanze.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/olympia-1984-ruinen-der-spiele-in-sarajewo-fotostrecke-111047-10.html (22.05.2016, 07:21) – Sprungrichterturm nach dem Bosnienkrieg.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/olympia-1984-ruinen-der-spiele-in-sarajewo-fotostrecke-111047-2.html (22.05.2016, 07:22) – Siegerpodest nach Renovierung.
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/42/1984_Winter_Olympics_Sarajevo_Sports_Complex_1995-06-09_2.JPEG (22.05.2016, 07:24) – Zerstörte Zetra-Arena mit Gräberfeld.
http://www.thewire.com/global/2014/02/scenes-sarajevo-olympics-and-after-war/357793/ (22.05.2016, 07:28) – Zeta-Halle und Gedenkstätte nach Wiederaufbau.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/olympia-1984-ruinen-der-spiele-in-sarajewo-fotostrecke-111047-5.html (22.05.2016, 07:30) – Maskottchen „Vučko“ an der Zetra-Halle.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/olympia-1984-ruinen-der-spiele-in-sarajewo-fotostrecke-111047-15.html (22.05.2016, 07:31) – Zerstörte Bergstation in Sarajevo.
http://www.spiegel.de/fotostrecke/olympia-1984-ruinen-der-spiele-in-sarajewo-fotostrecke-111047-6.html (22.05.2016, 07:33) – Ruinen eines Hotels am Berg Ignaz.
http://www.urbexplayground.com/blog-tags/olympic (22.05.2016, 07:34) – Zerfallenes Hotel am Berg Ignaz.
http://www.vice.com/de/read/von-den-winterspielen-1984-in-sarajevo-sind-nur-noch-ruinen-uebrig (22.05.2016, 07:35) – Blick aus einem der zerfallenen Hotels nahe der olympischen Bobbahn.
http://www.vice.com/de/read/von-den-winterspielen-1984-in-sarajevo-sind-nur-noch-ruinen-uebrig (22.05.2016, 07:37) – Grabdenkmal am Skizentrum von Igman.

 

Meine Reise nach Fukushima

Geisterstadt Futaba

Bald sind mehr als fünf Jahre seit dem Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami, der das Atomkraftwerk Fukushima Daiichi (Fukushima I) zur Havarie brachte, vergangen. Das mediale Interesse hat trotz aller Brisanz seither deutlich abgenommen, obwohl weiterhin seit dem Unglück viele Vorkommnisse im Unklaren erscheinen. Folge mir auf meiner Reise durch Namie, einem Vorort von Fukushima, um zu sehen, wie es dort heute nach dem Super-Gau aussieht.

Es war die größte nukleare Katastrophe seit Tschernobyl 1986. Ein Doppelanschlag von Mutter Natur um uns die Verwundbarkeit des menschlichen Daseins in Erinnerung zu rufen.

Um auch ein Bild abseits der Atomkraftwerke zu liefern, machte ich mich auf (besser gesagt der „Google Konzern“), um für das Kartenmaterial der „Google Street View“ Fotos zu machen. Diese beeindruckenden Fotos habe ich nun in einem „Stop-Motion Film“ zusammengestellt.

Wer nun an Häuserskelette oder gar weiten Ebenen denkt, liegt völlig falsch. Während der Tsunami die Küstengebiete zu eins mit dem Boden planierte, sind die Vorstädte wie Namie (浪江町) und Futaba (双葉町) vor allem von Schäden durch das Erdbeben gezeichnet. Der verlassene Ort erweckt den Anschein, als würden manche Gebäude nur auf ein paar Handwerker, und die Geschäfte auf Kunden warten. Während die Architektur weiterhin stark beschädigt ist und eindringendes Wasser sein übriges tut, hat sich die Natur bereits längst vom Schaden erholt. Ruinen und Schutt sind bereits flächendeckend von Pflanzen und Sträuchern überwuchert und verdecken das Elend. So ist es nicht verwunderlich, dass sogar so etwas wie regulärer Autoverkehr zu sehen ist, der sich zwischen den Gebäuderuinen seinen Weg bannt.

Fährt man von Namie in die nächste vom Atomkraftwerk Fukushima entfernte Stadt, zeigt sich ein komplett anderes Bild. Es scheint als wäre an diesem verhängnisvollen 11. März 2011 nichts geschehen. All die Sorgen vor der Strahlung sind scheinbar nicht (mehr) vorhanden. Nur wenige Kilometer von der strahlenden Ruine sind die Schäden von 2011 längst verschwunden. Die Bewohner sind zurückgekehrt um ihr Leben fortzusetzen, der Schulbus bringt die Kinder in die Schule und die Geschäfte empfangen wieder Kundschaft. In Österreich macht man sich noch immer Gedanken um Nachwirkungen von Tschernobyl von vor 30 Jahren! In Japan hingegen wird eine erhöhte Strahlendosis von der Politik einfach in Kauf genommen, damit eine Normalisierung in der Präfektur Fukushima schnellstmöglich eintritt.

Ab dem Jahr 2017 wird allen Bewohnern aus zuvor evakuierten Gebieten deren Strahlungsniveau als nicht mehr „stark kontaminiert“ gilt, die staatlichen Förderungen gestrichen und somit mehr oder weniger gezwungen in die Gebiete zurückzukehren. Namie ist mittlerweile aus der Sperrzone ausgegliedert und je nach radioaktiver Belastung in drei Zonen eingeteilt worden.

Nun das Wichtigste: Was sind schöne Worte ohne Bilder? Hier folgt der Film über meine Reise durch Namie. Ansehen lohnt sich!

Karte Namie

Meine „gefahrene“ Route des obrigen Kurzfilms und die tatsächliche Nähe zum Atomkraftwerk

Welche Eindrücke habt ihr durch das gezeigte Video gewonnen? Was hat euch überrascht oder was ist euch besonders aufgefallen? Lasst mich an euren Gedanken teilhaben  – am besten als Kommentar!


Weiterführende Links:
Youtube-Video zu meiner Reise durch Namie (15.01.2016, 00:29) – Deutsch
Wikipedia Artikel zum Kernkraftwerk Fukushima Daiichi (15.01.2016, 00:31) – Deutsch
Wikipedia Artikel zur Nuklearkatastrophe von Fukushima (15.01.2016, 00:32) – Deutsch
Google Maps „Namie“ in Japan (15.01.2016, 00:34) – Deutsch
Wikipedia Artikel zu Futaba (Fukushima) (15.01.2016, 00:35) – Deutsch
Wikipedia Artikel zur Stadt Namie (Fukushima) (15.01.2016, 00:37) – Deutsch

Quellenangaben:
Titelbild: http://blogs.c.yimg.jp/res/blog-61-d0/sasaootako/folder/1506627/23/62054923/img_2?1399873735 (15.01.2016, 00:38) – Bild aus der Geisterstadt „Futaba“ (Fukushima)
https://www.youtube.com/watch?v=BinQvuJxoWs&feature=youtu.be (15.01.2016, 00:39) – Youtube Video zu meiner Reise nach Namie
https://www.https://www.google.at/maps/place/Namie,+Futaba-gun,+Pr%C3%A4fektur+Fukushima,+Japan/@37.4251072,140.9865115,11642m/data=!3m1!1e3!4m2!3m1!1s0x602092b70ae7a101:0xebf0cc4606099672!6m1!1e1.at/maps/place/Namie,+Futaba-gun,+Pr%C3%A4fektur+Fukushima,+Japan/@37.4251072,140.9865115,11642m/data=!3m1!1e3!4m2!3m1!1s0x602092b70ae7a101:0xebf0cc4606099672!6m1!1e1 (15.01.2016, 00:41) – Aus „Google Maps“ inklusiver eigener grafischer Bearbeitung
https://de.wikipedia.org/wiki/Nuklearkatastrophe_von_Fukushima (15.01.2016, 00:46) – Wikipedia Artikel zur Nuklearkatastrophe von Fukushima
https://de.wikipedia.org/wiki/Futaba_%28Fukushima%29 (06.01.2016, 23:50) – Wikipedia Artikel zur Stadt Futaba (Fukushima)

 

Baotou: Chinas Hölle auf Erden

Radioaktiver SeeIn Zeiten massiver Umweltverschmutzung und dem einhergehenden Klimawandel wird der Ruf nach dem Ausbau grüner Energie immer lauter. Am Beispiel der Millionenstadt Baotou wird deutlich, dass Smartphones nicht „smart“ sind und die grüne Energie zum ökologischen Sargnagel werden könnte. Der weltweite Hunger nach Fortschritt mündete dort in einen radioaktiv verseuchten Schlackensee unglaublichen Ausmaßes.

Bringt man China mit massiver Umweltverschmutzung in Verbindung denkt man zuerst an den dichten gelblich-grauen Nebel der dortigen Millionenmetropolen. Verantwortlich gemacht werden fast immer die Kohlekraftwerke, die nach wie vor den Großteil der Energie liefern. Wurde das Problem viele Jahrzehnte verdrängt, ist mittlerweile auch die chinesische Regierung auf den Zug des Umweltschutzes aufgesprungen – zumindest den staatlich gesteuerten Nachrichtenkanälen zufolge. In Europa schon lange Zeit alltäglich, wird nun auch in China hinter den Slogans „Bio, Ressourcenschonend, Nachhaltigkeit und grüner Energie“ die Lösung aller Umweltprobleme gesucht. Bringt man bei uns die großen Windturbinen der Windparks und die Elektroautos auf den Straßen fast immer mit einem gesunden Ökosystem und Nachhaltigkeit in Verbindung, ist bei einer Rückverfolgung der Produktionskette dieses Bild nur schwer aufrechtzuhalten. Das Produkt der „Grünen Energie“ ist mittlerweile gut beworben und in den Köpfen der Menschen angekommen.

BAYAN OBO, CHINA – DECEMBER 21, 2010

Die Bayan-Obo Mine

Seien es Smartphones, Fernsehgeräte, Kameralinsen, Laptops, Elektroautobatterien oder Magnete für Windturbinen – sie alle haben einen gemeinsamen Ursprung. Dieser ist in Bayan Obo, eine Mine im autonomen Gebiet der inneren Mongolei der Volksrepublik China. Neben einer Erzlagerstätte befindet sich dort das weltweit größte Vorkommen an Seltenerdmetallen, auf die über 90% der weltweit abgebauten SEE (Seltenerdelemente) entfallen. 70 Prozent der bislang bekannten Weltreserven lagern allein auf dem Gelände dieser Mine. Geologen vermuten bei einem Gehalt von 3 – 5,4% an im Gestein enthaltenen Seltenerdmetallen, eine Gesamtmenge von etwa 35 Millionen Tonnen.  Das entspreche einer 270-fachen Abbaumenge von 2011. Daneben gibt es eine nicht unwesentlich große Menge von 470 Millionen Tonnen an Eisenerzvorkommen. Um die weltweite Nachfrage nach den Metallen zu decken sind allein in dieser Mine bis zu 6000 Arbeiter im Tagebau beschäftigt.

Obwohl der Ressourcenreichtum der Region tausenden Menschen das Überleben sichert, werden auch die einhergehenden Umweltprobleme zu einem immer ernsteren Thema. Der Erzabbau hat einem riesigen Wasserverbrauch zufolge, obgleich die dortigen Wasserreserven gerade einmal 1,6% der Gesamtmenge Chinas entsprechen. Das hat zur Folge, dass das Grundwasser durch den Abbau nicht nur verunreinigt wird, sondern dieses in immer tiefere Lagen absinkt. Das fragile Ökosystem mit den ausgedehnten Graslandschaften verödet nach und nach und hat eine Ausbreitung der Wüsten zur Folge. Aufgrund starker Winde, wird der Sand immer weiter ins Landesinnere verfrachtet und sogar bis nach Japan und Taiwan über das Meer geblasen.

Kohle Transport

Kohletransport über Bergpässe – Copyright Toby Smith/Unknown Fields

Die Weiterverarbeitung der abgebauten Erze erfolgt nahe der über zwei Millionen Einwohner zählenden Stadt Baotou (包头). Nur etwa 20 Fahrminuten vom Stadtzentrum entfernt, befindet sich, was gewiss als Hölle auf Erden zu bezeichnen ist. Vor riesigen Fabrikanlagen der Baotou Steel Rare Earth Group, die mit ihren rauchenden Schloten den Himmel vergrauen und die Umgebungsluft in einen latenten Schwefelgeruch hüllen, befindet sich der weltweit größte Abwassersee der Welt vorgelagert. Die Fabrikanlagen des Stahlkonzerns sowie einige Chemiefabriken, bilden eine graue Silhouette die einer Großstadt gleicht. Obwohl sich diese, im Grau des Nebels versteckt, erst dahinter erstreckt. 1950 zählte die Stadt Baotou noch 97.000 Einwohner, infolge der Industrieansiedlungen ist die Bevölkerung bis heute auf über zwei Millionen angewachsen.

Baotou

Blick vom Schlackensee auf die Industrieanlagen von Baotou – Copyright Toby Smith/Unknown Fields

Findet in Bayan Obo der Abbau statt, werden in Baotou unter Anwendung von Unmengen an Chemikalien und Wasser in aufwendigen Verfahren die Seltenerdmetalle vom Muttergestein gelöst. Für rund eine Tonne der Seltenerdmetalle entstehen 75 Tonnen an hochgiftigem Abwasser. Das kontaminierte, zähflüssige Abwasser, bestehend aus schwach radioaktiven Stoffen, Schwermetallen, sonstigen toxischen Chemikalien und Reste der Seltenerdmetalle wird über die zahlreichen Leitungen in den „Wei-Kuang“ (尾矿坝) genannten Abwassersee gepumpt und lagert sich dort allmählich in Form eines hochgiftigen Schlamms ab. Der „schwarze See“, der auch auf Google Maps sehr gut zu erkennen ist, hat innerhalb von 50 Jahren eine unglaubliche Größe von zehn Quadratkilometer erreicht und erhebt sich im Mittel um 30 Meter von der Umgebung. Diese Ausmaße entsprechen in etwa dem Volumen von 92.000 Schwimmbecken olympischen Ausmaßes. Um den See herum führen breite Transportstraßen, um die Anlieferung der Erze mittels dieselbetriebener Lastwägen zu ermöglichen. Die Umgebung gleicht mittlerweile einer einzigen Mondlandschaft, deren Verödung nicht einmal Bäume trotzen konnten. Die Gefahr für Umwelt und Bevölkerung geht nicht nur vom See selbst aus, sondern vor allem vom Fakt, dass die Abwässer unkontrolliert in tiefere Bodenlagen sickern können. Dies hat zur Folge, dass das Grundwasser durch die Konzentration an Schwermetallen vergiftet wird und sich das toxische Gemisch um jedes Jahr den nur zehn Kilometer entfernt gelegenen „Gelben Fluss“ um etwa 300 Meter nähert. Der „Huang He“ (i. Anm.: Der Gelbe Fluss) ist einer der größten Flüsse Chinas und die wichtigste Wasserquelle des Nordens. Seine Verschmutzung wäre ein noch größeres Unglück als die Umweltkatastrophe des „Songhua-Flusses“ von 2005. Eine bereits sehr akute Gefahr ist bereits Realität geworden: Durch den nicht zeitgemäß optimierten Abbau der Seltenerdmetalle landen große Mengen davon im See und verstrahlen die Umgebung mit einer dreimal höheren Hintergrundstrahlung als normal üblich. Thorium, ein hochradioaktives Abfallprodukt das in hohen Mengen im See landet, könnte in Zukunft für die atomare Stromerzeugung nutzbargemacht werden und dann im See abgebaut werden. Die lockere Schichtung der hochgiftigen Abwässer und der „SEE“ haben zufolge, dass sie von Wind leicht in die Umgebung getragen werden können und sich infolge Regens in den zuvor nicht kontaminierten Böden ablagern.

Ofen Baotou

Bild aus einer der großen Industrieanlagen Baotous – Copyright Toby Smith/Unknown Fields

Um sich selbst ein Bild von der Umweltzerstörung in Baotou und Umgebung zu machen, machte sich eine Projektgruppe namens „Unknown Fields Division“ auf dem Weg dorthin. Die Gruppe bestehend aus Architekten und Designer bereisen weltweit entlegene Orte um diese zu dokumentieren. Bei deren Anfahrt an den sonst weitgehend geheim gehaltenen Ort, wurden sie zu ihrer Überraschung von keinerlei Wachposten angehalten. Tim Maughan, ein mitgereister Reporter der BBC nannte den verstörenden und fürchterlichen Anblick, der sich ihm beim ersten Anblick des Sees bot, als wahrgewordene „Hölle auf Erden“

 

Um den Grad der Verschmutzung zu verdeutlichen, nahmen sie Proben der Schlacke mit um diese einerseits im Labor zu untersuchen und anderseits Ming Vasen in unterschiedlichen Größen zu formen. Der Zweck bestand darin, dass dem Verbraucher verdeutlicht werden sollte, welchen Einfluss jeder Einzelne auf die Umwelt nimmt. Jede Vase entspricht in ihrer Größe, jenem Anteil des Schlackenabfalls, der beim Abbau des im jeweiligen Gerät verbrauchten Seltenerdmetalls angefallen ist. Die drei Vasen stellen den Akku eines Smartphones, ein ultradünnen Laptop und die Zelle eines Elektroautos dar und wurden im Zuge einer Ausstellung im „Victoria & Albert Museum“ ausgestellt.

Ming Vase

Die fertigen Ming-Vasen im „Victoria & Albert Museum“ – Copyright Toby Smith/Unknown Fields

Bei einer Führung durch eine der stahlverarbeitenden Firmen Baotous wurde dem Team von „Unknown Fields Division“ erläutert, dass dort vor allem das Seltenerdmetall „Cer“ verarbeitet wird. Dieses Metall findet meist Anwendung in der Glaspolitur von Smartphones, dem Einfärben von Glas sowie auch in der Erzeugung von Katalysatoren. Im Zuge ihrer Führung machte sie jedoch ein Aspekt stutzig: Trotz der enormen Größe und jährlichen Produktionsmenge, befand sich zum Zeitpunkt ihrer Führung kein einziger Arbeiter vor Ort. Bei nur allzu kritischen Fragen wichen die Führer aus oder hüllten sich in Schweigen. Offiziell hieß es nur allzu oft, dass die Fabriken für einige Zeit ihre Produktion drosseln würden, um fällige Wartungsarbeiten durchzuführen, beziehungsweise die gesetzlichen Umweltschutzauflagen zu erfüllen. Der Verdacht ist jedoch vielmehr, dass ein Produktionsstopp als Ventil für die Preisregulierung benutzt wird, um den Preis der Ware auch bei geringerer Nachfrage hoch zu halten und somit vor einem Wertverfall zu schützen. Ein weiteres Element, das dort gewonnen wird ist „Neodym“. Es dient ebenfalls wie das „Cer“ zur Glaspolitur bei Smartphones und Tablets sowie auch bei der Produktion von Lasern und Magneten geringen Gewichtes. Es findet Anwendung in der Unterhaltungselektronik bei Ohrknöpfen (in Anm.: Kopfhörer, die im Ohr getragen werden), in Computerfestplatten, am anderen Ende der Versorgungskette in der Erzeugung von Windturbinen mit ihren benötigten starken Magnetfeldern und in modernen Elektroautomotoren.

Trotz der widrigen Lebensumstände leben nach wie vor viele Menschen in den, um den Schlackensee gelegenen Dörfern. Wenn auch die Bevölkerungszahl von Dörfern wie Xingguang Sancun innerhalb von zehn Jahren von 3000 auf nunmehr 200 gesunken ist, wollen sie bleiben. Im Jahr 2008 wendete die Stadt Baotou und die Betreiberfirma „Baogang“ rund 500 Millionen Yuan auf, um die Bauern der umliegenden  Dörfer umzusiedeln. Jedoch verließen nur die wenigsten ihre alten Behausungen. Trotz der Verschmutzung und der gesundheitlichen Risiken würden sie infolge der Umsiedlungen noch zusätzlich ihr Stück Land, und damit jede Lebensgrundlage verlieren. Die neuen Wohnungen wären viel besser als ihre alten Häuser, jedoch die Kompensationszahlungen viel zu gering um davon ein neues Ackerland zu erwerben.

Lageplan Baotou

Satellitenkarte von Baotou

Als der See in den 1960er Jahren angelegt wurde, bemerkten die Bewohner der Dörfer noch nichts von den aufkommenden Problemen. Jedoch in den darauffolgenden Jahrzehnten wurden die Ernteerträge immer geringer. Seit den 80er und 90er wachsen nur noch verdorrte Pflanzen. Selbst auf den entfernteren Feldern beträgt der Ertrag nur etwa 70% der normal ortsüblichen Menge. Nutztiere wie Schweine und Schafe wurden krank. Den Schafen wuchsen überlange Zähne, bis sie nichts mehr essen konnten und verhungerten. Eine Vielzahl der Menschen leiden seither an Osteoporose und Zahnausfall. Die Krebsrate ist ebenfalls gestiegen. Durch die Luft- und Wasserverschmutzung ist das Immunsystem stark geschwächt und die Menschen für Krankheiten anfällig geworden. Obwohl die Bewohner genau wissen, dass das Trinkwasser verseucht ist, trinken sie es. Für viele sind die Trinkwasserkanister aus den Supermärkten einfach nicht leistbar. Auch die Regierung erkannte das Problem der Wasserversorgung und veranlasste die Brunnen tiefer zu graben. Da das Abwasser des toxischen Sees bereits in tiefe Lagen vorgedrungen ist, sind auch tief gelegene Brunnen bereits nach kurzer Zeit verschmutzt.

Die traurige Ironie um den riskanten Abbau und der einhergehenden großen Verschmutzung besteht darin, dass die Seltenerdmetalle nicht nur in den Unterhaltungsmedien wie Flat Screens und Smartphones Verwendung finden, sondern vor allem in der hochgelobten grünen Technologie, wie in Antrieben für Elektroautos, Solarzellen und Windturbinen. Da stellt sich sogar die Frage, wie „gefährlich“ oder unter welchen Aspekt von „Gefahr“ die Atomenergie im Vergleich dazu zu sehen ist! Allein in China muss in Anbetracht der Ausbaupläne von grüner Energie, der Abbau entweder sauberer und dadurch auch teurer werden, oder noch weitere hochgiftige Schlackenseen entstehen.

Vor allem beim „Cer“ und „Neodym“ stellt sich die Frage, warum diese als „Seltenerdmetalle“ bezeichnet werden. Obwohl über 90% der weltweiten Nachfrage durch den dortigen Abbau gedeckt wird, lagern lediglich 30% der bisher weltweit bekannten Rohstoffmengen in den dortigen Minen. Sie sind also alles andere als wirklich selten! Die Antwort liegt in den meist hohen Umweltstandards anderer Teile der Welt. Um den Abbau erst kostengünstig zu gestalten und somit die Endgeräte für die breite Masse leistbar zu machen, werden hohe Umwelt- und Gesundheitsrisiken in Kauf genommen. China als Werkbank der Welt zu bezeichnen war noch nie treffender! Es zeigt uns, dass das Monopol an Seltenerdmetallen weniger mit Geologie, sondern vielmehr mit dem Willen ein höheres Risiko für Gesundheit und Umwelt einzugehen. Für ein sauberes Europa, müssen andere Länder unseren Schmutz übernehmen – sei es beim Recycling oder bereits in der Produktion.

Vor allem der Endverbraucher sollte sich dringend Gedanken über sein eigenes Nutzerverhalten machen. Früher verwendeten wir edle Metalle und schätzten die Geräte als etwas Wertvolles. Heute verwenden wir noch seltenere, und noch schwerer abzubauende Metalle, nur um sich im zwei Jahres Rhythmus ein neues anzuschaffen!

Die Unterhaltungsindustrie fordert uns auf, viel Geld in die immer neueste Technik zu investieren. Der Kunde folgt den leeren Versprechungen! Es wird versprochen, dass alles einfacher, schöner, besser und einfacher wird. Wie kann man schlussendlich tatsächlich wirtschaftlicher Leben und was braucht man wirklich? Ist eine Trendumkehr noch möglich? Und was kann deiner Meinung jeder einzelne dazu beitragen? Wie viele Schlackenseen und lebensunwürdige Plätze wird sich der Mensch noch schaffen und wie viele davon kann unsere Welt noch tragen? Eines ist sicher: Baotou ist vielleicht der Anfang, aber zu einer Regel darf und kann es nicht werden! Freue mich auf jeden Fall auf deine Ideen und Denkanstöße in den Kommentaren!


Weiterführende Links:

Quellenangaben:
Titelbild: http://www.unknownfieldsdivision.com/img/projects/summer2014/worlds-largest-rare-earth-mineral-refinery_radioactive-waste-lake_03_liam-young.jpg (07.01.2016, 00:25)
http://www.unknownfieldsdivision.com/img/projects/summer2014/1-20101220-Unknown_Fields-0011-1120×747.jpg (07.01.2016, 00:37) – Die Bayan-Obo Mine
http://www.unknownfieldsdivision.com/img/projects/summer2014/1-20101220-Unknown_Fields-0011-1120×747.jpg (07.01.2016, 01:07 – Kohletransport über Bergpässe
https://www.youtube.com/watch?v=bxjq0LBsd94  – Youtube Video vom Schlackensee in 4K (07.01.2016, 00:51) – Englisch
Schlackensee von Baotou auf „Google Maps“ (06.01.2016, 23:50)
http://www.unknownfieldsdivision.com/img/projects/summer2014/worlds-largest-rare-earth-mineral-refinery_radioactive-waste-lake_01_liam-young.jpg (07.01.2016, 00:33) – Blick vom Schlackensee auf die Industrieanlagen von Baotou
http://www.theguardian.com/environment/gallery/2015/apr/15/rare-earthenware-a-journey-to-the-toxic-source-of-luxury-goods#img-5 (07.01.2016, 01:02) – Bild aus einer der Industrieanlagen Baotous#
Wikipedia-Artikel zu Baotou (06.01.2016, 23:37) – Deutsch
Leitartikel aus ORF.at „Auf der dunklen Seite des Fortschritts“ (06.01.2016, 23:38) – Deutsch
Bilder zum Film „Technology“ und Infos zu „Rare Earthware“ der „Unknown Fields Division“ (06.01.2016, 23:43) -Englisch
Schlackensee von Baotou auf „Google Maps“ (06.01.2016, 23:50)
Leiartikel auf „BBC.com“ – The dystopian lake filled by the world’s tech lust (06.01.2016, 23:52) – Englisch
„Stimmen aus china.de“ – Selten unnachhaltig – Selten erden und Umweltverschmutzung in China (06.01.2016, 23:55) – Deutsch
„Stimmen aus china.de“ – Chinas seltene Erden im Sonderangebot? (06.01.2016, 23:57) – Deutsch
Bericht von „Asienhaus“ zum Bergbau in der inneren Mongolei (07.01.2016, 00:04) – Deutsch/PDF
Wikipedia-Artikel zur Bayan-Obo Mine(07.01.2016, 00:06) – Deutsch
Artikel des „Deutschlandradio Kultur“ – Die wahren Kosten der seltenen Erden  (07.01.2016, 00:10) – Deutsch
Artikel des „Spiegel-Magazins“ zur Songhua Fluss Katastrophe (07.01.2016, 00:12) – Deutsch
Artikel des „Guardian.com“ – Rare Earthenware (07.01.2016, 00:13) – Englisch