Chinesische Touristen unerwünscht!

Touristen unerwünschtSeit einer werbewirksamen Partnerschaft zwischen dem schweizer Berg Rigi und dem chinesischen Pendant Emei Shan haben sich die Besucherzahlen aus Fernost um ein vielfaches gesteigert. Wie auch in der Physik folgte auch hier auf „Actio“ die „Reactio“. Viele Schweizer Individualtouristen fühlten sich vom daraus gefolgten touristischen Massenansturm bedrängt, sodass sich das Management der Rigi-Bahnen zu unkonventionellen Schritten veranlasst sah. Das Ergebnis war eine „Separation“ zwischen den Touristen aus Asien und den Einheimischen Gästen. Kritik ließ bei dieser Ankündigung nicht lange auf sich warten.

Seit 2004 warben die Betreiber der Rigi-Bahnen verstärkt um Touristen in China. Dieses Werben um das reisewütige Volk aus dem Osten mündete infolge einer Delegationsreise ins Reich der Mitte in einer Partnerschaft zwischen den Rigi-Bahnen und der chinesischen Tourismusregion Emei Shan und Leshan. Die Wahl der Berge in den Partnerschaftsregionen mit den verbundenen Ähnlichkeiten in Größe und Form war sicherlich weniger Zufall, als vielmehr ein wirtschaftliches Kalkül. Der letzte Schritt der Werbemaschinerie erfolgte 2011 als ein etwa 8 Tonnen schwerer Felsbrocken aus Emei Shan auf dem Rigi ankam und seither als beliebtes Fotosujet für chinesische Touristen dient.

Touristen aus Asien erreichen den Rigi Kulm

Touristen aus Asien erreichen den Rigi Kulm

Diese Werbetätigkeit blieb nicht ohne Folgen. Mittlerweile stammt schon mehr als jeder dritte Besucher aus Asien – Tendenz steigend. Aber nicht nur die Gästezahlen und die damit verbundenen neuen Einnahmequellen, sondern auch der Unmut zwischen den Einheimischen und den „Neuen“ Gästen steigt.

„Die Chinesen haben eine spezielle Mentalität und Mühe, sich an bestimmte Ordnungsregeln zu halten“

-Michael Bähler (29), Fahrdienstleiter bei den Rigi-Bahnen-

Bahnreisende berichteten in der schweizer „Blick“ von Chinesen, die in der Bahn auf dem Boden spucken – und dabei beinahe die Schuhe der anderen Gäste treffen. Eine Urlauberin aus der Schweiz berichtete davon, wie ein Asiate sie im Gedränge gegen die Bahntür drängte. Als ihr Mann ihn darum bat, doch etwas zurück zu treten, hob er drohend seinen Arm und rief etwas Unverständliches.

Rigi-Bahnen-Direktor Peter Pfenninger sind diese Probleme durchaus bekannt, betont aber, dass Touristen aus Asien sehr dankbare Gäste sind. Während der Einheimische nur bei Schönwetter die Rigi besucht, trotzt der Chinese weder Wind noch Wetter um seine Urlaubfotos zu schießen. Um diese Konfrontationen und Missverständnisse in Zukunft zu vermeiden, richtete die Rigi-Bahn einen „speziellen Service für internationale Besucher“ ein. Besonders am Morgen kommen vermehrt Touristen auf der Rigi an. Deshalb hat man zu diesen Stoßzeiten extra Züge für asiatische Touristen eingeführt, um die Ankunftszahlen von 3000 auf etwa 1500 Fahrgäste zu halbieren und die Menschenströme nach deren Bedürfnissen zu leiten. Doch nicht nur Touristen untereinander, sondern auch die Hotel- und Restaurantbetreiber sehen sich mit den negativen Effekten konfrontiert. So wird berichtet, dass viele Urlauber aus Fernost nicht mehr ihr Essen in den Restaurants auf dem Berg konsumieren, sondern dieses bereits bei der Abfahrt vom Tal mitbringen. Deshalb sah man sich veranlasst, nur noch den zahlenden Gästen einen Sitzplatz im Restaurant zu gewähren.

Piktogram Toilette

Toilettenpiktogram für Touristen – Aufklärung oder Häme?

Christina Käppeli (31), stellvertretende Geschäftsführerin des Hotel-Restaurants ‘Rigi Kulm‘ glaubt zu wissen, warum sich viele Schweizer Urlauber von den neuen Gasten gestört fühlen: Im Gegensatz zu dem Schweizer Individualtouristen, stellt Sigi Kulm nur ein Zwischenstopp im Reisemarathon durch Europa dar. Aus diesem Grund ist der Gast aus China lediglich daran interessiert, den Aufenthalt im Schnelldurchlauf zu erledigen. Er hat keine Zeit um sich für das schöne Panorama zu interessieren! Auf diesen Geschwindigkeitstrip kommt es natürlich zu Konfrontationen und kulturellen Missverständnissen. Aber trotz aller Schwierigkeiten, hat man es dem Touristen aus Asien zu einem großen Stück zu verdanken, dass die Urlaubsregion rentabel bleibt.

Um diese großen Massen ungestört voneinander Urlauben zu lassen, beschloss man die Gruppen zu trennen bzw. zu leiten. Es wurden die Wegweiser an den beliebten Reiserouten auf Chinesisch beschildert, eigene Fotopoints (am Felsen des Mount Emei auf der Rigi Kulm) eingerichtet und die Reinigungsintervalle der öffentlichen Toiletten verkürzt.

Vor allem die Nachricht der „Zugwaggons für chinesische Touristen“ in Verbindung mit eigener Bildbeschreibung als Gebrauchsanweisung der Toiletten sorgte für einen regelrechten „Shitstorm“ im Ausland – vor allem in China. Dort wurde natürlich mit der „Rassismuskeule“ wieder kräftig geschwungen und Medien schrieben davon, dass die Schweizer doch der zahlreichen zahlenden Gäste froh sein müssten!

Internet

Internet „do your thing!“ – Die ersten Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten

Informiert man sich unabhängig der Nachrichten und stolpert dabei auf die offizielle Aussendung der Homepage von Rigi Kulm, erscheint allein durch die Formulierung die Angelegenheit bereits in einem etwas anderen Licht:

Das höhere Gästeaufkommen bedingt erhöhte Anforderungen und Anpassungen an die lokale Infrastruktur bei den Talstationen in Vitznau, Weggis und Goldau sowie an die Gästelenkung vor-wiegend auf Rigi Kulm.

In diesem Zusammenhang haben die Rigi Bahnen ihre Betriebsabläufe an die neue Situation an-gepasst und folgende Massnahmen (i. Anm.: Maßnahmen) umgesetzt:
•    Erhöhung der Reinigungs-Frequenzen
•    Piktogramme zur korrekten Benutzung der Sanitäranlagen
•    Signalisation öffentlicher Toiletten auf Rigi Kulm
•    Anbringen von zusätzlichen und grösseren (i. Anm.: größeren) Abfall-Eimern
•    Proaktive Parkplatz-Information an Bus-Chauffeure und Tourguides
•    Entlastung der Talstation Vitznau durch Volumenlenkung über die Talstationen Goldau und Weggis
•    Information der Tourguides, dass Restaurations-Einrichtungen nur bei Konsumation benutzt werden dürfen
•    Bereitstellung von Informationen auf Tischen in Restaurants in chinesischer Sprache

In Anbetracht der sicherlich kritikwürdigen Vorgehensweise, aber auch der aus dem Zusammenhang gerissenen Berichterstattung so mancher Medien, versuchte man sich vonseiten Rigi um Aufklärung und Aussöhnung. In der Schweiz, wie auch in China. Nun sprach man nicht mehr von „Sonderzüge für chinesische Touristen“ sondern von der „Trennung der zahlreichen Reisegruppen von den Individualtouristen“. Diese Maßnahme sei keine Schikane, sondern ein verbesserter Service für alle. Und vor allem: Diese Sonderzüge sind für alle Gruppenreisenden aus aller Welt (China, England, USA, Deutschland…) gedacht und es stehe jedem frei, auch in Zukunft die regulären Zugverbindungen zu nutzen!

Ob diese „Richtigstellung“ das Bild des rüpelhaften, verschmutzenden und sich laut unterhaltenden chinesischen Touristen nachhaltig verändert hat, ist wohl sehr zweifelhaft – Der Urlaubsregion hat es zumindest nicht weiter geschadet. Es ist eben doch „Business as Usual„. Aber Ist die Kritik an den Touristen aus Asien überhaupt generell gerechtfertigt? Wie sollte man in dieser Situation besser reagieren? Ist es noch Kritik – Oder Rassismus? Lasst es mich bitte wissen – in den Leserkommentaren! Weitere Informationen – wie immer in den Links unten!


Weiterführende Links:
BBC – Special trains for Chinese tourists (12.11.2015, 13:33) – Englisch
Bericht in „Weixin“ (12.11.2015, 13:37) – Chinesisch
Leitartikel in der „Blick“ (12.11.2015, 13:39) – Deutsch
Offizielle Aussendung der Rigi-Bahnen (12.11.2015, 13:40) – Deutsch
Berichtigung auf der Seite „ECNS.cn“ von Seite der Rigi-Bahnen (12.11.2015, 13:42) – Englisch
Bericht über die Partnerschaft mit Emei Shan und dem Steintausch (SRF) (12.11.2015, 13:45) – Deutsch
Bericht über den Steintausch zw. Rigi und Emei Shan (Neue Luzerner Zeitung) (12.11.2015, 13:46) – Deutsch

Quellenangaben:
Titelbild:
https://c2.staticflickr.com/2/1267/4680944526_06a0baed68_b.jpg (12.11.2015, 13:48)

 

http://f.blick.ch/img/incoming/origs4095856/8320141784-w980-h653/rigi00001.jpg (12.11.2015, 13:51)
http://f.blick.ch/img/incoming/origs4095858/0388639870-w980-h653-q70/rigi00003.jpg (12.11.2015, 13:52)

http://mmbiz.qpic.cn/mmbiz/wlCrBZoK8HFHNpI5rR2D9kcLEDN7l9Nic4LZ7NSTIJMliaIfa1mr3TpBI3EK28hEpvXdncpAZIBBx3I7a1JMJIYA/640?wx_fmt=jpeg&wxfrom=5&wx_lazy=1 (12.11.2015, 13:53)

 
BBC – Special trains for Chinese tourists (12.11.2015, 13:33) – Englisch
Leitartikel in der „Blick“ (12.11.2015, 13:39) – Deutsch
Offizielle Aussendung der Rigi-Bahnen (12.11.2015, 13:40) – Deutsch
Berichtigung auf der Seite „ECNS.cn“ von Seite der Rigi-Bahnen (12.11.2015, 13:42) – Englisch
Bericht über die Partnerschaft mit Emei Shan und dem Steintausch (SRF) (12.11.2015, 13:45) – Deutsch
Bericht über den Steintausch zw. Rigi und Emei Shan (Neue Luzerner Zeitung) (12.11.2015, 13:46) – Deutsch